Eine Woche nach der ersten Ruderwanderfahrt des RCTT machten sich neun ehemalige Rennruderer des Vereins am Pfingstsamstag auf, um die Mosel von Trier zum Clubhaus am Woog zu berudern. Freitags bereits wurden zwei Vierer zur Rudergesellschaft Trier verbracht und dort abgeladen.
Samstags ging es dann mit dem 9-Euro-Ticket ab Traben-Trarbach, Reil und Bullay zum Bahnhof Trier. Drei Generationen Ruderer von 13 bis 77 Jahren waren vertreten. Unter ständiger Beobachtung der einschlägigen Wetter-Apps wurden beide Boote dann kurz nach 10:00 Uhr zu Wasser gelassen. Das Gewitterrisiko für das Wochenende war im Moselbereich als hoch prognostiziert. An der Mosel besteht allerdings seit Längerem alle 7 km die Möglichkeit, mit Kanus und Ruderbooten über einen Steg an Land zu gehen. 44 km waren für den ersten Rudertag angesagt. Bekannte Weinlagennamen wie Pölicher Held, Klüsserather Bruderschaft, Trittenheimer Altärchen und Apotheke, Piesporter Goldtröpfchen und andere waren vom Wasser aus in den Weinbergen dargestellt zu lesen.
Vom Wasser aus waren am rechten Flußufer in zahlreichen Orten noch die ehemaligen Bahnhofsgebäude der alten Moseltalbahn zwischen Bullay und Trier zu erkennen. Kurt Tucholsky beschrieb in seiner Kurzgeschichte “Denkmal am deutschen Eck” eine solche Fahrt im sogenannten Saufbähnchen: “An der Mosel ging es noch an. Wir soffen uns langsam den Fluß hinab, wir fuhren mit dem Saufbähnchen von Trier nach Bulley hinunter, und auf jeder dritten Station stiegen wir aus und sahen nach, wie es mit dem Weine wäre. Es war. Wenn wir das festgestellt hatten, stiegen wir wieder ein: der Zug führte einen Waggon mit, der sah innen aus wie ein Salonwagen, von hier aus hätte man ganz bequem Krieg führen können, so mit einem Telefon auf dem Tisch, mit dicken Zigarren und: »Seiner Majestät ist soeben der Sturmangriff gemeldet worden.« Wir führten aber keinen Krieg, sondern drückten auf die Kellnerin, und dann erschien ein Klingelknopf, oder umgekehrt, und dann konnte man auf dem langen Tisch einen naturreinen Mosel trinken und dabei Würfel spielen… Bernkastel, Traben-Trarbach, Bulley … dann aber setzten wir uns in einen seriösen Zug und fuhren nach Kolbenz. In Kolbenz tranken wir der Geographie halber einen Rheinwein, und der konnte Papa und Mama sagen, wir aber nicht mehr. ”
Die Mosel von Trier bis Bernkastel-Kues zeichnet sich im Gegensatz zur Untermosel durch einen starken Kontrast zwischen Gleit- und Prallhängen aus. Auf den Fahrradwegen konnten wir zahlreiche Radfahrer beobachten, die das verlängerte Wochenende für Ausflüge nutzten. Für den Samstag stand nur eine Schleusung in Detzem an. Dort wurde dann auch im örtlichen Café eine Mittagsrast eingelegt. Temperaturen von 26 Grad Celsius bei weitgehend fehlender Luftbewegung forderten den vollen Einsatz und Leidensbereitschaft beider Mannschaften heraus. Die mitgeführten Wasservorräte waren nicht zu knapp bemessen und bei Ankunft in Piesport längst aufgebraucht. Dort war Weinkirmes angesagt, wo wir kurz vor der Dehydrierung stehend erstmal den Bierstand “stürmten”. Auffallend für Piesport waren die zahlreichen z. T. aus der Gründerzeit stehenden Bauten. Durch den großzügigen Gleithang war eine aufgelockerte Bebauung mit zahlreichen einzeln stehenden Häusern möglich. Das Abendessen im “Alten Kelterhaus” belohnte uns für den anstrengenden Tag, der dann mit erneutem Besuch auf der Weinkirmes ausklang.
Die Temperaturen am 2. Rudertag waren deutlich angenehmer, auch wenn es zwischendurch leicht regnete. Nach einer weiteren Schleusung wurde gegen Mittag Bernkastel-Kues erreicht. Bei der dortigen Mittagsrast wurde dann beschlossen, angesichts der ungewissen Wetterlage und möglicher Gewitter auf die Weiterfahrt zu verzichten und die Rudertour vorzeitig abgebrochen.
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